Hella Dunger-Löper ist Staatssekretärin und im Berliner Senat die Beauftragte für Bürgerschaftliches Engagement. Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, sie zum zweiten Mal als Schirmherrin für die Berlin Social Academy, eine Initiative zum Wissensaustausch zwischen Berliner Unternehmen und sozialen Organisationen zu gewinnen. Auch in diesem Jahr möchten wir Frau Dunger-Löper einige Fragen zum Thema Bürgerschaftliches Engagement stellen.
Sehr geehrte Frau Staatssekretärin, vielen Dank, dass Sie unsere Initiative auch in diesem Jahr wieder als Schirmherrin unterstützen. Welche Eindrücke haben Sie aus unserer ersten Berlin Social Academy gewonnen und wo sehen Sie noch Potential?
Aufgabe der Politik ist es, vorbildliche Initiativen sichtbar zu machen und diesen eine große Plattform zu bereiten. Daher habe ich gerne wieder die Schirmherrschaft für Ihre großartige Idee des kostenfreien Wissenstransfers zwischen Profit- und Nonprofit-Organisationen übernommen. Nach der großen und positiven Resonanz auf die 1. Social Academy hat sich der Mitwirkungskreis in diesem Jahr enorm erweitert und die Veranstaltung professionalisiert. Mit einem noch bunteren Angebot an Workshops und Vorträgen, insbesondere im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Organisation von Engagementunterstützung, haben Sie dieses Jahr ihr Spektrum verfeinert und vor allem auch vielen kleineren gemeinnützigen Organisationen und Unternehmungen eine Hilfestellung zur Selbsthilfe geboten. Die Art der Initiativen wie die Social Academy ist Gold wert und stärkt das Netz zwischen Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Immobilienscout 24 hat in diesem Jahr weitere Träger gewinnen können und die Social Academy mit Scholz & Friends Reputation und dem BZ-Team „Berliner Helden“ auf ein breites Fundament gestellt. Gerade auch die Medienwelt kann durch ihre Beiträge Engagement inspirieren, indem Vorbilder einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt und sichtbar gemacht werden. Die zu beobachtende zunehmende Beteiligung der Printmedien begrüßen wir sehr. Im Bereich Fernsehen sehe ich noch Potentiale.
Sie sind Staatssekretärin, Bevollmächtigte beim Bund, Europabeauftragte des Landes Berlin und Beauftragte für das Bürgerschaftliche Engagement. Ganz schön viele Rollen und Verantwortung, der Sie gerecht werden müssen. Haben Sie darüber hinaus noch Zeit, um sich selbst ehrenamtlich zu engagieren? Und wenn ja, was liegt Ihnen besonders am Herzen?
Wann immer es mein Terminplan zulässt, versuche ich an Veranstaltungen mitzuwirken, so z.B. an den Aktionstagen im September, im Rahmen unseres Monats des Engagements.
In welchem Bereich gibt es Ihrer Meinung nach noch Nachholbedarf? Und wie kann man noch mehr Menschen dazu bringen, sich ehrenamtlich zu engagieren?
Besonders wichtig ist der „Engagement-Nachwuchs“. Soziales Lernen und Demokratieerziehung sind wichtige Grundlagen, die durch Engagement anschaulich vermittelt werden. Das Wissen über den Wert und die Möglichkeiten des Engagements kann nicht früh genug gelernt werden. Gerade im Bereich der Schulen bedarf es daher noch verstärkter Kooperationen und neuer Projektideen und -partner zwischen Schule, Wirtschaft, Elternvereinen und dem Nachwuchs. Generell gibt es in diesem Bereich bereits viele Engagierte und Engagementwillige, die sich aber besser koordinieren müssten, um Synergien zu schaffen. So sehe ich auch noch brachliegende Potenziale in den Hochschulen, die sich der Zivilgesellschaft öffnen.
Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und der tiefgreifenden Veränderung der Arbeitswelt versuchen wir auch, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes weit vor dem Eintritt in den Ruhestand und im Sinne von Teilhabe und Wissenstransfer über Beispiele und Möglichkeiten im Bereich Engagement zu informieren, um so auch nach und nach ein neues gesellschaftliches Verständnis zu begleiten. Gleiches gilt für die Motivation von Arbeitssuchenden. Wir hoffen, dass es gelingt, den Zugang zum Engagement zu erleichtern.
Zu guter Letzt: Was raten Sie jemandem, der sich engagieren möchte, aber nicht genau weiß, was zu ihm passt oder wo er sich hinwenden soll?
Eine erste gute Orientierungs- und Informationsmöglichkeit ist unsere Internetplattform „bürgeraktiv – Engagiert in Berlin“ auf „Berlin.de“, das Bürgerportal des Landes Berlin zu den Themen Ehrenamt, Freiwilligenarbeit, Bürgerschaftliches Engagement, aber auch zu Bürgerbeteiligung und Transparenz. Hier finden sich sowohl Informationen und Beiträge über Initiativen, zivilgesellschaftliche Organisationen und Stiftungen in Berlin als auch eine Datenbank mit Einsatzmöglichkeiten für freiwilliges Engagement, das sogenannte Ehrenamtsnetz.
Darüber hinaus finden sich in Berlin insbesondere vor Ort, also in den einzelnen Bezirken, die sogenannten Stadtteilzentren mit ihren Selbsthilfe-Kontakt- und Beratungsstellen, die Nachbarschaftshäuser und die Freiwilligenagenturen, aber auch die Ehrenamtsbüros in den Bezirksämtern, die beratend tätig sind und bei der Vermittlung gezielt und gerne weiterhelfen. Adressen finden sich ebenfalls im Internet auf dem Hauptstadtportal „Berlin.de“.
Eine gute Gelegenheit sich zu informieren, ist aber auch die jährlich stattfindende „Berliner Freiwilligenbörse“, veranstaltet von der Landesfreiwilligenagentur Berlin bei der über 100 Ausstellerinnen und Aussteller ihre Organisationen und Einsatzmöglichkeiten präsentieren.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Nächster Termin der Berliner Freiwilligenbörse: 25. April 2015, 11 bis 17 Uhr im Roten Rathaus