Wir sind zu Besuch im Büro des JugendKulturService in Kreuzberg. Plakate, die für den Super-Ferien-Pass werben, hängen an den Türen, die Sonne erhellt den Raum und mein Blick fällt auf die unzähligen Ordner in den Regalen. In dem vielfältigen Programm, das der JugendKulturService anbietet, steckt viel Arbeit.
Den JugendKulturService kennen die Mitarbeiter von ImmobilienScout24 von ihrem Engagement an den letzten beiden Social Days, an denen sie das bunte Schultütenfest begleiten durften. Unseren Lesern möchten wir im nachfolgenden Interview das noch buntere Angebot vorstellen, das der JugendKulturService das gesamte Jahr über auf die Beine stellt. Im Interview mit Gunnar Güldner, dem Geschäftsführer des JugendKulturService, sprechen wir über den Super-Ferien-Pass, der in den Herbstferien wieder genutzt werden kann, die Highlights des Programms und die Idee, alle Kinder und Jugendlichen für die Möglichkeiten in der Stadt Berlin zu begeistern.
Hallo Herr Güldner, danke dass wir hier sein dürfen. Bitte stellen Sie sich unseren Lesern kurz vor.
Mein Name ist Gunnar Güldner und ich bin seit gut 5 Jahren einer von zwei Geschäftsführern des JugendKulturService.
Was macht der JugendKulturService und welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrer Arbeit?
Wir haben ein Motto, das die Arbeit gut beschreibt: „Kulturelle Vielfalt zu ermäßigten Preisen für Kinder, Jugendliche und Familien in Berlin.“ Das heißt, wir sind eine gemeinnützige GmbH, die sich um Kultur- und Freizeitförderung für Berlinerinnen und Berliner kümmert. Seit unserer Gründung haben wir ein Netz von ungefähr 200 Kooperationspartnern aufgebaut und erreichen im Jahr etwa eine halbe Million Menschen in allen Bezirken Berlins.
In den Sommerferien haben Sie für Kinder und Jugendliche in Ihrem Super-Ferien-Pass 2015/2016 einige Veranstaltungen angeboten. Der Pass ist bis einschließlich der Osterferien 2016 gültig. Was ist die Idee hinter dem Super-Ferien-Pass?
Mit dem Super-Ferien-Pass können Kinder und Jugendliche bis einschließlich 18 Jahre in Berlin von vielen Preisvorteilen und Verlosungsangeboten in ihren Ferien profitieren. Das hat folgenden Hintergrund: Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche ihre Ferien nicht als Zeit der Langeweile wahrnehmen, sondern Berlin als abwechslungsreich erleben.
Allerdings müssen die Kinder und Jugendlichen das auch wissen und zudem das nötige Kleingeld dafür haben. Und hier helfen wir nach: Wir haben das breite Angebot der Stadt in diesem Pass zusammengestellt. Dazu bieten wir Preisvorteile, kostenlose Angebote und Verlosungsaktionen an, damit die Jugendlichen wesentlich weniger Geld ausgeben müssen und trotzdem jeden Tag etwas Neues machen können.
Der Super-Ferien-Pass kann auch in den Herbstferien wieder genutzt werden – stellen Sie den Lesern kurz die Besonderheiten des Super-Ferien-Passes vor?
Das Tolle im Super-Ferien-Pass ist die Vielfalt – mal abgesehen von den Highlights, die wir haben. Dazu zählt zum Beispiel die Badekarte, womit man jeden Tag kostenlos in die Bäder der Bäderbetriebe gehen kann. Das ist durch die Hallenbäder auch im Winter ein Highlight. Weitere Top-Angebote sind die Ausflugsziele wie etwa der Zoo oder der Tierpark, Madame Tussauds oder das AquaDome. Unser Pass der pro Kind neun Euro kostet, bietet für jedes Kind und jeden Jugendlichen tolle Preisvorteile, viele Freizeitangebote, um die eigenen Ferien schön und abwechslungsreich zu gestalten.
Können Sie mit Ihrer Arbeit viele Jugendliche erreichen, die ohne ein Programm wie den Super-Ferien-Pass das vielfältige Angebot Berlins kaum nutzen würden?
Ja, aber so viel wir auch geschafft haben, das Thema ist noch immer eine Herausforderung. Wir wissen, dass wir längst nicht alle Jugendlichen erreichen. Sie sind häufig sehr in ihrem Kiez oder ihrer Clique integriert – so viel Sicherheit es auch gibt, so wenig bietet es die Chance, auch einmal über den Tellerrand zu schauen. Wir wollen aber, dass diese Jugendlichen noch mehr kennenlernen als ihre vier oder fünf Straßenzüge, in denen sie allem und jedem schon einmal begegnet sind. Mit dem Pass können sie Neues entdecken und ausprobieren. Wir wollen ihnen einen Anreiz geben, an ihre Grenzen zu stoßen und sich dadurch weiterzuentwickeln.
Steht das Angebot dann allen Kindern und Jugendlichen offen oder gibt es Einschränkungen?
Es gibt zwei Einschränkungen: Der Pass gilt für alle bis einschließlich 18 Jahre und er gilt nur für Kinder und Jugendliche, die in Berlin wohnen. Zudem gibt es noch eine kleine Besonderheit: In Berlin leben viele Familien, die auch mit sehr wenig Geld auskommen müssen. Besonders wenn sie mehrere Kinder haben, ist für sie der Kauf des Super-Ferien-Passes, der neun Euro kostet, schon eine finanzielle Herausforderung. Unter bestimmten Voraussetzungen können diese Familien die Ausgaben für den Super-Ferien-Pass über das sogenannte „BuT“, das Bildungs- und Teilhabepaket, zurückerstattet bekommen. Dazu müssen sie nur einen Antrag stellen. Wir freuen uns besonders darüber, weil dadurch die soziale Komponente des Super-Ferien-Passes nochmals deutlich wird.
Wie schaffen Sie es, regelmäßig ein so umfangreiches Programm anzubieten? Wie stellen Sie Ihr Programm zusammen?
Ein großer Vorteil von uns ist, dass wir relativ verlässliche Partner haben. Viele von ihnen engagieren sich bei uns – sei es über die Konzerte, für die wir Karten vermitteln, oder bei einem der Pässe – weil sie uns offenbar auch als verlässlichen Partner ansehen und wissen, dass sie damit auch etwas Gutes für die Stadt tun.
Daneben halten wir alle das gesamte Jahr über Augen und Ohren offen nach neuen, interessanten Programmpunkten.
Wie vermitteln Sie den Jugendlichen Ihr Angebot?
Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des JugendKulturService ist eine Herausforderung, da unser Budget dafür sehr begrenzt ist. Poster im DIN-A-1-Format sind die größten, die wir anbringen können – und das in einer Stadt wie Berlin, bei so vielen XXL-Postern. Da ist es schwierig durchzukommen.
Aber wir haben einen direkten Draht zu vielen öffentlichen Stellen. Wir sind in Bürgerämtern und Bibliotheken präsent und wir können die Schulen mit Infomaterialien versorgen. Dadurch hoffen wir, möglichst dicht an die Kinder und Jugendlichen und deren Eltern heranzukommen. Was auch sehr wichtig ist: Mundpropaganda. Denn es gibt keine bessere Werbung als die Empfehlung aus dem Freundes- oder Verwandtenkreis.
Sie beschäftigen sich mit dem spannenden Thema der Jugend- und Kulturförderung. Warum widmen Sie sich persönlich diesem Thema?
Tja, das ging irgendwie schon mein Leben lang so. Ich war Jugendbetreuer in einer evangelischen Kirchengemeinde, danach habe ich mich um Musikförderung bei Kindern und Jugendlichen gekümmert und hier beim JugendKulturService dieses Interesse noch ausweiten können. Ich finde es einfach ganz wichtig, dass alle dieselben Chancen haben und nicht aus finanziellen Gründen grundlegende Dinge nicht möglich sind. Jedes Kind und jeder Jugendliche sollte die Möglichkeit haben, für sich eine schöne Freizeitgestaltung planen, durchführen und auch bezahlen zu können. Dazu gehört unbedingt auch die Teilnahme an kulturellen Ereignissen. Wir können die unterschiedlichen finanziellen Voraussetzungen zwar nicht wegzaubern, aber wir können dafür sorgen, dass Kinder, Jugendliche und Familien auch mit wenig Geld Kultur- und Freizeitangebote vermehrt wahrnehmen können.
Ich kann mir vorstellen, dass Sie auf viele Helfer angewiesen sind. Gibt es viele Freiwillige, die Sie bei der Erreichung Ihrer Ziele unterstützen? Und was sind typische Aufgaben für Ehrenamtliche – wie können interessierte Leser sich bei Ihnen engagieren?
Ehrenamtliche in dem Sinne gibt es bei uns eher weniger. Es gäbe die Möglichkeit, uns bei den Veranstaltungen zu unterstützen; dafür könnten wir auch noch Freiwillige gebrauchen. Bei der Betreuung von Kindern und Jugendlichen gibt es jedoch aus gutem Grund rechtliche Vorgaben. Engagierte müssen etwa ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorweisen. Das mag für manche anfangs merkwürdig klingen, ist aber ein wichtiger Baustein für den Kinder- und Jugendschutz.
Darüber hinaus sind wir auch sehr dankbar für das Engagement von Firmen und Organisationen in Berlin, die Partner von uns sind und durch ihre Angebote unsere soziale Idee unterstützen. Beide Seiten profitieren davon, das ist eine gute Win-Win-Situation.
Wie viel Unterstützung bekommen Sie – etwa im Rahmen eines Social Day – oder in anderer Form?
Der Social Day vom ImmobilienScout24 ist für uns schon das große Ereignis. Hier engagiert sich ja auch eine große Zahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ansonsten findet Engagement und Unterstützung auf verschiedenen Ebenen statt. Mit unserem ehrenamtlichen Kuratorium beispielsweise treffen wir uns zwei Mal jährlich und beraten aktuelle Fragestellungen. Für die Dotierung unseres IKARUS-Theaterpreises für herausragendes Berliner Kinder- und Jugendtheater erhalten wir Spenden von einer Stiftung und von Bürgerinnen und Bürgern. Und nicht zu vergessen ist die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, in deren Auftrag und mit derer finanzieller Unterstützung wir den Super-Ferien-Pass und weitere Projekte durchführen können.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft und wofür benötigen Sie bei Ihrer Arbeit weitere Unterstützung?
Ein ganz großer Wunsch von uns wäre, dass die (mediale) Öffentlichkeit – Zeitung, Fernsehen und so weiter – den Blick stärker auf positive Ereignisse mit Kindern und Jugendlichen richtet, statt sich oftmals auf dramatische Negativmeldungen zu beschränken. Ein weiterer Wunsch wäre die Ausweitung unserer Partnerschaften hinsichtlich Angebotsvielfalt sowie Werbe- und Vertriebsmöglichkeiten, damit wir noch mehr Kinder, Jugendliche und Familien in Berlin erreichen, um sie davon überzeugen zu können, dass wir das alles für sie machen.
Vielen Dank für das tolle Interview und den Einblick in Ihre Arbeit.
Text & Interview: Jessica D‘Ovidio
Fotos: JugendKulturService, Jessica D’Ovidio
Der Super-Ferien-Pass ist in den Herbstferien ab Samstag, den 17. Oktober, wieder gültig. Für die Verlosungen in den Herbstferien können sich die Kinder und Jugendlichen noch bis zum 23. September hier anmelden.
Super Sache das, der Pass!