Im ersten Teil unseres Interviews mit der IZ wurde das jährlich stattfindende Karriereforum vorgestellt. Im zweiten Teil geht es um die Vielfältigkeit der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten innerhalb der Immobilienbranche.
Fachvorträge auf dem Karriereforum © by Immobilien Zeitung / Alexander Sell
Sind Makler bzw. ist die Branche heute besser ausgebildet als noch vor zwanzig Jahren?
Viele der Berufseinsteiger sind heute Akademiker. Vor zwanzig Jahren gab es nur wenige auf Immobilien spezialisierte Studiengänge. Heute liegt die Zahl bei mehr als 150, und hier sind die Fächer Architektur, Geografie, Wirtschaftsingenieurwesen oder BWL, die ebenfalls in die Branche führen können, nicht eingerechnet.
Welche Stärken & Fähigkeiten, welche Soft Skills benötigt ein angehender Immobilienprofi?
Die meisten Immobilienunternehmen wünschen sich von ihren Nachwuchskräften erste branchenspezifische Berufserfahrung, z.B. durch Praktika, einen Hochschulabschluss und eine gute Abschlussnote. Englischkenntnisse stehen in dieser internationalen Branche hoch im Kurs, ebenso ein Verständnis für Zahlen.
Als Hard Skills sind betriebswirtschaftliches, technisches und juristisches Wissen gefragt. Darüberhinaus helfen soziale Fähigkeiten, wie Kommunikationsfähigkeit und Teamfähigkeit, aber auch Durchsetzungsfähigkeit und Verhandlungsgeschick. Gerade im Kundenkontakt gehört eine Portion Offenheit und ein gepflegtes Äußeres dazu. Einige Jobs verlangen Reisebereitschaft.
Wie viele Auszubildende und Arbeitsplätze gibt es innerhalb der Branche und welche? Können sie dies in Alter und Gender untergliedern?
2013 haben rund 2.900 junge Menschen eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann *) begonnen. Damit lag der Beruf auf Rang 46 der beliebtesten Ausbildungsberufe. Übrigens entscheiden sich viele junge Frauen für diese Ausbildung. Ihr Anteil lag 2013 bei 60%, wie die Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung zeigen. Doch es gibt noch andere Ausbildungsberufe, die beispielsweise auf eine technische Tätigkeit bei einem Facility-Management-Unternehmen vorbereiten. Dazu zählen die Ausbildungen zum Elektroniker für Gebäude- und Infrastruktursysteme oder zum Mechatroniker für Kältetechnik.
Was sind die Einstiegsmöglichkeiten von jungen Leuten, die den Weg in die Immobilienbranche gehen? Handelt es sich eher um Existenzgründungen oder um Angestelltenverhältnisse?
Es gibt drei Wege in die Immobilienbranche: Der Ausbildungsberuf, z.B. zum Immobilienkaufmann, das Studium oder der Quereinstieg, der jedoch durch die Professionalisierung der Branche mehr und mehr an Bedeutung verliert. Die meisten Nachwuchskräfte starten im Angestelltenverhältnis, sei es als Azubi oder Hochschulabsolvent. Praktika und Traineeprogramm führen ebenfalls in die Branche. Nur 4% der Studenten, die kurz vor dem Abschluss stehen, streben eine Selbstständigkeit an, wie die Ergebnisse der IZ-Arbeitsmarktumfrage 2013 zeigen.
Was gibt es für Möglichkeiten, sich in der Immobilienbranche weiterzubilden?
Es werden zahlreiche Masterprogramme im Immobilienbereich angeboten, die man direkt ans Bachelorstudium anschließen oder auch erst mit einigen Jahren Berufserfahrung aufnehmen kann. Gängige Abschlüsse sind zudem der IHK-Abschluss Immobilienfachwirt und der von verschiedenen Akademien angebotene Immobilienökonom. Darüberhinaus bieten viele, vorwiegend private Akademien bzw. Hochschulen spezialisierte Weiterbildungen oder Tagesseminare an, die mit Zertifikaten abschließen. Einige Angebote sind im IZ-Terminkalender aufgeführt.
Was ist der Unterschied zwischen dem Fachwirt und dem Immobilienökonom?
Beide Weiterbildungen können auf eine Ausbildung und/oder einige Jahre Berufserfahrung draufgesattelt werden. Der Fachwirt bereitet eher auf eine Tätigkeit im mittleren Management vor, der Immobilienökonom eher auf Führungs- und Expertenfunktionen. Auch wenn die Weiterbildung zum Immobilienökonom oft als Kontaktstudium beworben und ein Diplom vergeben wird, handelt es sich bei dem Abschluss nicht um einen akademischen Grad wie z.B. bei einem Bachelorabschluss. Die Weiterbildung zum Immobilienökonom wird auch berufsbegleitend von Absolventen allgemeiner Studiengänge, wie BWL, VWL oder Architektur, dazu genutzt, um immobilienspezifisches Fachwissen zu erwerben.
Es werden auch Studiengänge angeboten, können Sie uns hierzu etwas Näheres erläutern? Sind diese auf die einzelnen Fachgebiete: WEG, Baumanagement, Hausverwaltung ausgerichtet oder sind diese eher betriebswirtschaftlich orientiert?
Grundsätzlich sind die Studiengänge, die in die Branche führen, entweder betriebswirtschaftlich oder technisch ausgerichtet. Einige Angebote kombinieren beides. Typischerweise heißen die Studiengänge Immobilienwirtschaft, Immobilienmanagement bzw. Real Estate Management, BWL Fachrichtung Immobilien, Gebäudemanagement oder ähnlich. Das Facility-Management ist ein eigener Studiengang, der an mehreren Hochschulen angeboten wird. Wir haben einen Großteil der Immobilienstudiengänge auf unserer Website zusammengestellt.
Karriereforum 2013 © by Immobilien Zeitung / Alexander Sell
Gibt es verschiedene Angebote bezüglich Studienvielfalt, nebenberufliches Studieren vs. Vollzeit?
Man kann Immobilienwirtschaft in Vollzeit, berufsbegleitend oder dual studieren, und zwar an Universitäten, Fachhochschulen, Berufsakademien und privaten Akademien. Gerade bei den weiterbildenden Studiengängen ist das berufsbegleitende Angebot groß und oft kostenpflichtig. Das geht hoch bis zu 20.000 Euro. Einen guten Überblick über die Studien-, Einstiegs- und Verdienstmöglichkeiten in die Branche bietet der 500 Seiten starke Ratgeber IZ-Karriereführer für die Immobilienwirtschaft. Die neue Ausgabe erscheint im August 2014 und kostet 29 Euro.
Gibt es noch etwas, was Ihnen am Herzen liegt, was unsere Leser wissen müssten in Bezug Immobilienbranche und Weiterbildung?
Nicht derjenige mit den meisten Zertifikaten und Abschlüssen in der Bewerbungsmappe bekommt zwingend den Job. Gerade bei Führungsaufgaben spielt die Persönlichkeit eines Bewerbers eine große Rolle. Deswegen sollte jeder, der den nächsten Karriereschritt mit einer kostenpflichtigen Weiterbildung einleiten möchte,
zunächst prüfen, ob er das geeignete Mittel gewählt hat. Dafür kann es hilfreich sein, Absolventen der Weiterbildung und Personalverantwortliche zu ihrer Einschätzung zu befragen. Denn Bildung und speziell die Weiterbildung ist ein Geschäft. Ralf Dillerup von der Hochschule Heilbronn hat einen Renditerechner für Weiterbildungen entwickelt. In wenigen Minuten sagt Ihnen der F.A.Z.-Weiterbildungsrechner, was für eine Rendite Sie für Ihre Investition erwarten dürfen. Für diesen Check sollten sich Weiterbildungswillige kurz Zeit nehmen.
Vielen Dank.
Ganz klar ja, die Immobilienmakler sind besser ausgebildet. Die vielen gesetzlichen Anforderungen und auch die regionale Marktkenntnisse muss man heute einfach wissen. Ich denke auch, die Einführung des ungeliebten „Bestellerprinzip“ wird dafür sorgen das sich nur noch kompetente Kollegen durchsetzen werden. Die sogenannten Schwarzen Schafe werden verschwinden, was für den Markt und das Image der Brache sehr gut ist.